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Zu Besuch im Hofatelier

Wohnen und Arbeiten unter einem Dach: Diesen Wunsch hat sich der Bildhauer und Kunstschreiner Toni Menacher in einem historischen Hof in Niederbayern erfüllt. Wohnen & Deko hat ihn besucht und zeigt Hof und Atelier in Ausgabe 6/2022.
Wenn Toni Menacher mit seiner sonoren Stimme in gepflegtem Bayerisch von der Geschichte seines Höpflhofes erzählt, lauscht man gespannt: Die wechselhafte Historie des Bauernhofs im unteren Bayerischen Wald klingt wie aus einem Film-Epos von Heimat-Regisseur Edgar Reitz. Toni Menacher erzählt vom 30-jährigen Krieg, während dessen an dieser Stelle bereits ein älterer Hof stand. Die von Osten einfallenden schwedischen Soldaten vergifteten den Bauern die Brunnen, sodass man anfing, die Tränken innerhalb der Mauern zu bauen. Er berichtet von den meterdicken Granitmauern und dem inzwischen abgerissenen Schulhaus von 1875, das mit seinem „Waidlerhof“ aus dem 16. Jahrhundert zusammengehörte. Von den deutlich älteren Fundamenten, deren Reste Toni beim Bau vorfand. Und von der Familiengeschichte der Vorbesitzer.


AUS DER STADT AUFS LAND

„Die letzten Bewohner hier waren sieben Geschwis - ter. Sie alle blieben unverheiratet und kinderlos. Sie sind auf diesem Hof geboren worden und auch dort gestorben. Der letzte Erbe hat das Schulhausgelände vom Hof getrennt und den Hof an einen Motorradclub vermietet.“ Als jedoch immer mehr Partys veranstaltet wurden und bis zu 250 Motorräder wöchentlich den beschaulichen Erholungsort Neureichenau, Ortsteil Altreichenau, heimsuchten, wurde es dem Besitzer zu viel und er verkaufte. Toni Menacher stammt eigentlich aus dem bayerischen Oberland, lebte und arbeitete damals aber schon viele Jahre in München. „Spekulanten und Gentrifizierung machten es mir immer schwerer, dort meine Werkstatt für Bildhauerei, Kunstschreinerei, sakrale Kunst, Möbeldesign und meine Galerie zu unterhalten.“ Daher inserierte er schon länger, um einen Hof oder ein Anwesen auf dem Land zu finden, in das er samt seiner Werkstatt und der Familie einziehen kann. 

Toni Menacher musste nicht lange überlegen und schlug zu. Bäume wurden beschnitten, es wurde entrümpelt, Freunde und Leute aus dem Dorf packten mit an. Schließlich stand das Haus vorher acht Jahre lang leer – bis auf die Motorräder. Von 1997 an pendelte Toni Menacher an den Wochenenden zum Höpflhof, bis das Herzstück – die Stube, einige Zimmer und die Werkstatt – so weit hergerichtet war, dass die Familie einziehen konnte.
 

DER TRADITION VERPFLICHTET

In der Zwischenzeit reifte auch die Idee, aus den vielen anderen Räumen Ferienwohnungen zu machen, die er nach und nach fertigstellte. Vier schicke Apartments für Urlauber hat er in der Zwischenzeit erschaffen, die sich perfekt in das historische Gemäuer einpassen. Viel Holz, Ofenheizung und viel Licht durch die unzähligen selbst geschreinerten Fenster machen den Aufenthalt im Sommer wie im Winter angenehm. Toni Menacher steht auf. Genug erzählt. Die Werkstatt ruft, er hat Aufträge von Kirchen, für Möbel und Restaurierungen und darüber hinaus Lust, an seiner eigenen Kunst zu arbeiten: modern, voller Spannung und doch der Tradition verpflichtet. So facettenreich wie sein Hof.
 

KONTAKT:

Die Ferienwohnungen im historischen Hof und die Bildhauer- und Kunstschreinerwerkstatt für Einzelstücke, Kirchenausstattung und Restaurierung finden Sie hier:
Toni Menacher
Gassenweg 44
94089 Neureichenau-Altreichenau
Telefon: +49(0)8583/918804
E-Mail: [email protected]
www.hofatelier-menacher.de
www.toni-menacher.de
www.moebelwerkstatt-toni-menacher.de

 
Text: Kati Hofacker
Wohnen & Deko Ausgabe 06/22 Jetzt abonnieren!
Fotos: 
Birgid Allig
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