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Zu Besuch in Wolf-Dieter Storls Selbstversorgergarten

Sein Name steht für Nachhaltigkeit, Naturnähe und Ganzheitlichkeit: Wolf-Dieter Storl. Gärtnern war für den Ethnobotaniker und Kräuterkundigen schon immer eine Quelle der Inspiration. Wir haben den passionierten Selbstversorger in seinem Nutzgarten im Allgäu besucht. Und kamen mit der Erkenntnis zurück: Energie sollte immer nur fürs Positive eingesetzt werden.

New York, Rio, Rosenheim – eigentlich ist es ganz natürlich, dass einem dieser Hit der Sportfreunde Stiller in den Sinn kommt, wenn man den Lebensweg von Wolf-Dieter Storl vor dem inneren Auge Revue passieren lässt. Bei ihm müssten die Stationen allerdings etwas anders lauten: Sachsen – Ohio – Indien – Allgäu beispielsweise. Und diese Liste könnte man noch beliebig erweitern, um Oregon, die Schweiz und das französische Rhone-Tal etwa.

Inzwischen ist der Mann mit dem grauweißen Rauschebart und der wallenden Mähne aber im Allgäu sesshaft geworden. Seit inzwischen 26 Wintern – denn so zählt man in dieser rauen Gegend die Jahre – bewirtschaftet er dort zusammen mit seiner Frau Christine einen Selbstversorgergarten, schreibt Bücher zum Thema Natur und Ethnologie und bereichert so manche Talkshow-Runde mit seinen Beiträgen zu biologischem, nachhaltigem Gemüseanbau oder zur Pflanzenheilkunde.

Er hat immer viel Interessantes beizusteuern, schließlich sind ihm indianische Heilrituale ebenso vertraut wie schamanische Traditionen oder die mittelalterliche und im Volk überlieferte Kräuterkunde, für die beispielsweise Hildegard von Bingen oder Maria Treben stehen. Dabei schafft er es immer wieder, das, was in der Natur verwurzelte Menschen miteineinander verbindet, auf einen Nenner zu bringen.

Ein Mann mit vielen Gesichtern

Ehe Wolf-Dieter Storl den Einödhof auf über 1000 Meter Höhe zu seiner Heimat erkor, studierte er Botanik und Ethnologie an der Ohio State University in Columbus, lehrte an der amerikanischen Kent State University ebenso wie an Instituten in Wien und Bern. Immer wieder kehrte er dem Wissenschaftsbetrieb den Rücken, weil ihn die „sachliche, entmythologisierte Welt“, die dort vermittelt wurde, abschreckte und er das universitäre Denken als ebenso abstrakt und tot empfand wie die Böden auf den Versuchsfeldern.

Viel besser gefiel es ihm, im Rahmen seiner Feldstudien mit dem Cheyenne-Medizinmann Bill Tall Bull durch die Wälder zu streifen, ins Leben indischer Sadhus einzutauchen oder bei traditionellen Schweizer Bauern mitzuarbeiten. Nicht distanziertes Beobachten, sondern aktives „Erleben“ stand dabei immer im Vordergrund. 
 

Back to the roots

Säen, Hacken, Ernten, Bewässern – diese Arbeiten bilden inzwischen den Mittelpunkt seines Lebens, mit der Arbeit in der Natur kehrte Wolf-Dieter Storl gewissermaßen zu seinen Anfängen zurück. Schon immer hatte ihn die unmittelbare Begegnung mit Pflanzen und Tieren fasziniert: Als kleiner Junge hatte er in Oldenburg nach dem Krieg prächtiges Gemüse herangezogen.

Damit erregte er den Neid der Vermieterin, die ihn gar beschuldigte, Gartenerde aus ihren Beeten gestohlen zu haben. Maßgeblich für den Erfolg waren allerdings die vielen Pferdeäpfel, die der Schüler auf dem Nachhauseweg gesammelt hatte. Später – die Familie war inzwischen in die USA ausgewandert – fühlte er sich von der Natur Ohios magisch angezogen.

Stundenlang konnte der Halbwüchsige in den Baumkronen sitzen, um den Vögeln zu lauschen. Hoch oben in den Wipfeln spürte der Jugendliche erstmals, wie man sich in die Baumriesen hineinfühlen und gleichzeitig in die eigene Seele hineinblicken kann. Wolf-Dieter Storl ist noch heute überzeugt, dass jede Baumart ihre charakteristische Persönlichkeit hat und sich jeder Mensch, der sich die Zeit nimmt, mit ihr austauschen kann.  
 

Ein Selbstversorgergarten aus einem Gelübde

Obstbäume pflanzen, Blumenzwiebel stecken, säen, jäten, Steine schleppen. Seit nunmehr sieben Jahren hat sich Gastl abgemühat und mit „eigener Hände Arbeit“ den Humus in die Randzonen verfrachtet, Lkw-Ladungen voller  Bruchsteine in den Garten gekarrt, Dachziegel zu Insektenhotels ausgebaut. Stück für Stück, Schaufel für Schaufel, hat der Garten in seiner Vorstellung sichtbar Gestalt angenommen.

Der 45-jährige hat Steinpyramiden aufgetürmt, Schotter-und Sandbeete aufgehäuft, Totholzhaufen aufgeschichtet. Dort findet alles, was da „kreucht und fleucht“, Schutz und Unterschlupf, da finden Wildbienen ideale Nistbedingungen. Oberstes Ziel des Bauvorhabens: eine an der natürlichen Vielfalt orientierte Gartenanlage zu schaffen und alle ökologischen Nischen zu besetzen.

Mit seiner „Händewerk“ hat er auch ein Gelübde erfüllt, das er am Ende einer zweijährigen Fahrradtour quer durch Amerika abgelegt hatte. Zu Hause eine Art „Garten Eden“ anzulegen, um etwas gegen die immer weiter um sich greifende Zerstörung der Natur – wie er sie im Amazonasgebiet hautnah erlebte – zu unternehmen. Ein Zeichen zu setzen, dass es auch anders geht, dass wirklich jeder – und sei es auch nur im kleinen Maßstab – etwas tun kann.  

Noch viel mehr über unseren Besuch in Wolf-Dieter Storls Selbstversorgegarten im Allgäu finden Sie im aktuellen Heft.
Zu Besuch in Wolf-Dieter Storls Selbstversorgergarten
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