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Spätblüher, Gräser und Früchte - Indian Summer

In Amerika nennt man es den »Indian summer« – wenn die warmen Töne des Laubes mit dem prächtigen Leuchten später Blüten und Früchte tanzen, erstrahlt der Garten ein letztes Mal vor der Winterruhe.

Viele Menschen assoziieren ihn mit Melancholie, Sehnsucht, und Fernweh – für sie bedeutet der Herbst hauptsächlich das Ende des Sommers, der Abschied von Freibad und Biergarten. So wie der Bauer die Ernte einbringt, so bereitet sich auch die Natur auf den Winter vor: Bäu-me legen ihr Blattkleid ab, Nagetiere futtern sich Fettvorräte an. Oft liegt morgens Nebel über den Feldern, und der Wind weht streng durch zu dünne Jacken und Pullover. Wer einen Garten hat, denkt seufzend daran, die Regen-tonne abzudecken, die Kübelpfl anzen reinzuholen, und das Laub beiseite zu rechen. Der Herbst – die graue Maus unter den Jahreszeiten? Unfug!

AUSKLANG MIT POWER! 
Im September und Oktober dreht Mutter Natur noch mal richtig auf, es blühen Staudenpfl anzen, glänzen win-tergrüne Gräser vom Tau, biegen sich Äste unter dem Gewicht von hunder-ten Früchten. Ein Feuerwerk an Farben explodiert, teilweise bis in den Dezem-ber hinein. Wer seinen Garten nur ein wenig vorplant, kann staunende Gäste zu Tee und Herbstgebäck einladen.Besonders ambitionierte Pfl anzen-freunde stellen sich die Farben für den Herbst zusammen wie einen perfekt komponierten Blumenstrauß. Wenn die Dominanz von Grün nachlässt, ist vieles möglich: Manche Salbei-Sorten öffnen zum zweiten Mal ihre Blüten in zartem Lila, wenn andere Pfl anzen schon schlapp machen. Der imposan-te Eisenhut begeistert mit hunderten violettblauen „Ritterhelmchen“, die Herbstanemonen geben sich zurückhaltend in Weiß und zartem Rosa. Sie brauchen knallrot? Die Lampionblume bietet sich an. Darf es etwas gelb sein? Dann ist der Sonnenhut ideal. Und Herbstastern gibt es gleich in ei-ner ganzen Palette von Farben.

EINE BEERENSTARKE ZEIT
Neben buntem Laub und Spätblühern bilden Früchte das dritte Standbein des herbstlichen Farbenrummels. Mehrere beerentragende Sträucher zusammen bilden schnell ein Vogelparadies, welches dem optischen Genuss noch begeistertes Gezwitscher hinzufügt. Welche Sträucher und Bäume man pflanzt, hängt natürlich auch vom vorhandenen Platz ab. Felsenbirne, Johanniskraut, Feuerdorn und Geißblatt gehen eigentlich immer. Für Spindelstrauch, Zierapfel, Holunder, und die Eberesche sollten es schon ein paar Quadratmeter mehr sein. Wer ganz besonders auffällige Früchte sucht, kann sich an den Angebern unter den Beeren orientieren: Die Schneebeere und die Stechpalme geben sich besondere Mühe, schon von Weitem sichtbar zu sein, und die blutroten Trauben der Skimmia japonica Rubella halten sich tapfer bis tief in den Wintern am Zweig. Holunder und die Schneeball-Sorte »Viburnum Tinus« sind hingegen so blau, als würden sie fürchterlich frieren. Der Liebesperlenstrauch ist derart ästethisch, dass er vom Garten gerne als Deko ins Wohnzimmer entführt wird.

KLEINE LECKERSCHMECKER
Die Beeren im herbstlichen Garten sind nicht nur was fürs Auge, sondern auch für den Magen: Hagebutte, Apfelbeere, Eberesche, Zierapfel und Sanddorn lassen sich vielfältig verarbeiten, zu Marmeladen, Tees und Säften. Allerdings gilt auch bei den un-giftigen Früchten: Nicht in größeren Mengen roh essen! Ein Wort der Warnung: Wer Beeren sammelt, sollte nicht nur die Essbaren  kennen. Viele Früchte verschiedener Arten sind in diversen Stadien leicht zu verwechseln. Faustregel: Wenn man nicht sicher ist, was genau man in der Hand hat, gehört es auch nicht in den Mund. Sie wollen den Tag schließlich im farbenprächtigen Garten und nicht im Krankenhaus beschließen.

Zu guter Letzt haben die herbstlichen Farbspielereien den Nutzen der Motivation: In einem noch blühenden Garten macht es viel mehr Spaß, sich auf das kommende Jahr vorzubereiten, Rosen, Tulpen, Narzissen, Sträucher oder gar kleine Obstbäume zu pflanzen. Die Erde ist warm und trocken vom Sommer, und die Pflanzen können ohne Hitzestress einwurzeln.

Übrigens: Auch wer es im Frühjahr verschlafen hat, für die Herbstblüten vorzusorgen, muss nicht völlig ohne Farbtupfer im Garten auskommen: Hornveilchen oder Dahlien lassen sich auch zum Sommerausklang noch in Kübel pflanzen.

Torsten Dewi
Spätblüher, Gräser und Früchte - Indian Summer
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