Anzeige
Anleitung

Schmuckstücke aus Wolle selber stricken

Die edlen Pulswärmer, bei denen nach historischen Vorlagen Perlen eingestrickt werden, kann man selbst nachstricken oder exklusiv über LandIdee bestellen.


Es ist ein Schmuckstück, mit dem man gleich auch noch einen Nutzwert mitbekommt: edle Pulswärmer, die vor Kälte schützen.

Einst hieß es, wer seinen Puls wärmt, der hat auch warme Hände! Das nahmen sich die Bauersfrauen zu Herzen und strickten die sogenannten Pulswärmer. Im Sommer mit feinerem Garn und für die Winterzeit mit dicker Wolle. Um an Festtagen und beim sonntäglichen Kirchgang passend zur besten Tracht auch an den Armfesseln gut bekleidet zu sein, verzierte man die Staucher, wie man Pulswärmer heute noch in Franken nennt, mit eingestrickten Perlchen. Die freien Finger konnte man noch immer ins Weihwasser tupfen und so auch problemlos die Seiten im Gebets- oder Gesangbuch blättern.

Anleitung und Zählmuster herunterladen


STRICKEREI MIT GESCHICHTE

Seit dem 18. Jahrhundert findet man bei Taschen, Mützen, Strümpfen oder Handschuhen solche Kunststrickerei. Der Perlenbeutel war zu damaliger Zeit der Klassiker der Perlenstrickerei. Christa Kolbusa haben es jedoch die klassischen Staucher oder Schupfer, wie sie auch in der Region um Bad Windsheim bezeichnet werden, angetan. „Seit Jahren stricke ich diese Pulswärmer und habe noch genauso viel Freude wie zu Anfang“, schwärmt die versierte Handarbeiterin. Wir haben sie im Freilandmuseum von Bad Windsheim in der Stube eines alten Bauernhauses getroffen. In der urtypischen Umgebung weihte sie uns in die Geheimnisse dieser historischen Strickkunst ein. Die fingerlosen Handschuhe trug man zwar überwiegend in ländlichen Gegenden, doch im 19. Jahrhundert entdeckte man sie auch als Modeaccessoire in der Stadt. Bürgerinnen, denen es zu dieser Zeit ausschließlich erlaubt war, mit Handarbeit Geld zu verdienen, fertigten in Auftragsarbeit Pulswärmer. Daraus erklärt sich, warum viele der heute in Museen erhaltenen Perlenstrickereien gleichmäßig und fast professionell gestrickt erscheinen: Sie wurden in Serie von geübter Hand gestrickt. Nicht jede Perle eignet sich für diese Art von filigraner Handarbeit. Christa Kolbusa hat über Jahre viel Erfahrung mit dieser besonderen Technik gesammelt.
Im Freilandmuseum Bad Windsheim (www. freilandmuseum.de) bietet sie mittlerweile Kurse an, in denen sie Strickfreunden die edle Handarbeit beibringt. „Ich konzentriere mich dabei sehr. Es ist fast so, als würde ich durch die Handarbeit zur Ruhe kommen“, erzählt Christa Kolbusa. Und so wirkt es auch, wenn man ihr zusieht, wie sie flink die Perlen nach Muster auffädelt, den Wollfaden um den Zeigefinger wickelt und die Stricknadeln dann rhythmisch und gleichmäßig aneinander klackern. „Das ist keine Arbeit. Das ist vielmehr eine wahre Freude!“


HISTORISCHE MUSTER

Meist strickt die geduldige Handarbeiterin nach traditionellen Mustern, die sie in alten Musterbüchern findet. Weil sich solche Muster einer großen Beliebtheit erfreuten, gab es ab dem 16. Jahrhundert Mustervorlagen in speziellen Modelbüchern. Doch Christa Kolbusa hat sich mit den Jahren daran gemacht, selbst Muster zu entwerfen und danach zu stricken. „Es ist ein wundervolles Gefühl, wenn ein Paar Staucher fertig sind.“ Mit Liebe zum Detail strickt sie in circa zehn Stunden, je nach Umfang und Aufwand, an einem Paar. „Man sollte nicht mit einem zu aufwendigen Muster beginnen, so hat auch die nicht geübte Strickerin sicher ein Erfolgserlebnis.“ In ihren Kursen hat Christa Kolbusa schon viele Handarbeiterinnen mit der Perlenstrickerei angesteckt. „Wichtig ist es, auf eine gute Perlenqualität zu achten“, betont Christa Kolbusa, „bei minderer Qualität wird das Garn leicht durchgerieben und das Gestrickte löst sich wieder auf.“ Mit Pulswärmern am Arm kann die kalte Jahreszeit gern kommen.

Britta Werth   

 
Schmuckstücke aus Wolle stricken - Fotos: Peter Raider
LandIDEE Ausgabe 06/10 Jetzt abonnieren!
Mehr zum Thema