Süßes aus dem Ofen

Eine oberbayerische Postkarten-Idylle. Umgeben von weiten, saftig-grünen Wiesen und Feldern thront der Thalerhof auf einer Anhöhe mitten im Tölzer Land. Der prächtige Blumenschmuck an Türen, Fenstern und Balkonen, ein üppiger Rosengarten und mehrere großzügig angelegte Beete mit Kräutern und Blumen zeugen von der Liebe der Hausherrin Maria Waldhauser zur Natur.
„Das habe ich von meiner Mutter geerbt, die trotz der anstrengenden Hofarbeit mit Hingabe ihren Garten gepflegt hat“, erzählt die Bäuerin, die den traditionellen Grünlandbetrieb mit Milchkühen und Jungviehaufzucht gemeinsam mit ihrem Mann und dem ältesten Sohn bewirtschaftet. „Von ihr habe ich vieles gelernt – und auch von meiner Großmutter, die für die Familie immer Liköre, Sirups und andere geheimnisvollen Mixturen angesetzt hat."
In Maria Waldhausers Garten wachsen neben heimischen Kräutern wie Schafgarbe, Ringelblume, Johanniskraut oder Bergbohnenkraut natürlich auch die üblichen Würzpflanzen.
„Viele Menschen schmecken ihre Speisen mit Petersilie, Rosmarin, Thymian oder Majoran ab. Aber nur wenige wissen, dass diese Würzmittel schon seit Jahrhunderten auch für Gesundheit und Wohlbefinden genutzt werden“, erklärt die zertifizierte Kräuterpädagogin, die sich zusammen mit anderen Bäuerinnen aus dem Landkreis für die „Kräuter-Erlebnis-Region Tölzer Land“ (www.kraeuter-erlebnis-region.de) engagiert.
Mit Kräuterwanderungen, Seminaren und Kursen – unter anderem für die Feriengäste, für die sie auf ihrem Hof drei gemütliche Ferienwohnungen mit bäuerlichem Ambiente eingerichtet hat – will sie dazu beitragen, dass dieser traditionelle Erfahrungsschatz nicht verloren geht.
Zu den beliebtesten Küchenkräutern gehört heute die Petersilie, die schon wegen ihres hohen Vitamingehalts gesund ist. Im Mittelalter wurde sie weniger zum Würzen als vielmehr zur Linderung von Verdauungsstörungen und Harnwegserkrankungen eingesetzt.
Die heilkundige Äbtissin Hildegard von Bingen hat sie auch zur Stärkung des Herzens empfohlen und ihre wertvollen Inhaltsstoffe in Wein ausgezogen: Ein Liter roter oder weißer Wein mit zwei Esslöffeln Weinessig und zehn Petersilnstängeln 15 Minuten köcheln, abseihen und nach dem Abkühlen auf etwa 50 Grad 200 Gramm Honig einrühren.
Drei Mal täglich ein Likörglas voll soll den Kreislauf anregen, Stress und Müdigkeit entgegenwirken. „Dill und Basilikum werden ebenfalls schon lange in der Naturheilkunde genutzt. Beide eignen sich gut für die Zubereitung als Tee – dafür zieht ein Esslöffel des frischen Krauts in einer Tasse mit heißem Wasser knapp zehn Minuten. Der Schwitztee mit Basilikum hat sich bei Fieber und als Schleimlöser bei Husten bewährt, Dilltee schätzte man wegen seiner nervenstärkenden Wirkung und setzte ihn zur Linderung von Magen-Darm-Beschwerden ein“, so die Bäuerin.
Auch die würzig-scharfe Gartenkresse, die im Frühjahr zur Anregung des Stoffwechsels und zur Kräftigung des Immunsystems gegessen wird, hat ein weiteres Talent: Ihre Wirkstoffe sollen den Haarboden stärken und zur Minderung von Haarausfall beitragen. Ebenfalls eine lange Tradition als Heilpflanzen besitzen mehrere mediterrane Gewürzsträucher, die schon vor Jahrhunderten den Weg in unsere Küchengärten gefunden haben.
Zum Beispiel der Thymian, der bei Erkrankungen der Atemwege mit seinen keimtötenden Eigenschaften gute Dienste leistet.
Salbei wirkt in Grippezeiten ebenfalls desinfizierend und unterstützt die Schleimhaut bei Entzündungen in Hals und Rachen. Auch der Rosmarin mit seinen stärkenden und belebenden Substanzen hat als Aufguss, Salbe, Öl oder Tinktur vielfältige Anwendungsbereiche.
„Ein weiterer unentbehrlicher Helfer in der Küche und der Hausapotheke ist die Melisse“, ergänzt Maria Waldhauser. „Bei Nervosität und Reizbarkeit vertraue ich auf die beruhigende Wirkung eines selbst angesetzten Melissengeists. Dieser ist übrigens grün-braun – weil er nicht wie der im Handel befindliche destilliert wird.“