Viele Lurcharten, vor allem Erdkröten und Grasfrösche, nehmen es mit ihrer Herkunft sehr genau. Ihr Leben lang bleiben sie in der Nähe des Tümpels, in dem sie schon als Kaulquappe herumschwammen. Einmal im Jahr, wenn im Frühjahr die Temperaturen steigen, machen sich die Weibchen auf den Weg zurück zum Geburtsort, um dort den eigenen Nachwuchs abzulaichen. Das ist keine freie Entscheidung, sondern ein fest in ihrem Gehirn eingespeichertes Programm – blind für alle Hindernisse laufen sie los, um den Fortbestand der Art zu sichern. Und geraten dadurch in Gefahr.
Besonders auf Landstraßen lassen viele Lurche jedes Jahr ihr Leben, weil sie für unsere Autos zu langsam sind. Kröten wandern am liebsten im Regen und man erkennt sie in der Dämmerung oft zu spät. Im grellen Licht der Scheinwerfer hüpfen sie nicht aus dem Weg, sondern bleiben starr vor Angst hocken. Deswegen sind die Amphibien auf unsere Hilfe angewiesen. Zwar haben einige moderne Straßen „Krötentunnel“, durch die entschlossene Kröten, Frösche & Co. kriechen können, aber das sind viel zu wenig. Und sie sind sehr teuer in Bau und Planung.
AKTIV IM KRÖTENSCHUTZ
Sinnvoller ist es da schon, die Tiere während der Laichzeit mit speziellen Maßnahmen vor dem Unfalltod zu bewahren. „Krötenschutzzaun“ lautet das Stichwort. Dabei werden an der Straße entlang Pflöcke in den Boden geschlagen, an denen wiederum eine straffe Folie (oder eine glatte Plastikbahn) angebracht wird – mindestens 50 cm hoch und am besten noch in den Boden eingegraben. Alle 10 bis 20 Meter werden Falleimer in der Erde vergraben, in die die Lurche plumpsen können, während sie nach einem Weg um den Zaun herum suchen.
Ein kleiner Stock sorgt dafür, dass anderes Getier (Mäuse, Käfer) selbstständig wieder rauskriechen kann. Die Kröten und Frösche müssen einmal am Tag aus den Eimern eingesammelt werden, damit sie nicht austrocknen oder gar erfrieren! Sie lassen sich meist klaglos über die Straße bringen und dort aussetzen. Dann machen sie sich ungerührt wieder auf den Weg. Allerdings darf keinesfalls vergessen werden, die Zäune nach der Laichzeit wieder abzubauen, sonst stehen die Tiere bei der „Rückreise“ in ihr Revier vor einem unüberwindbaren Hindernis. Und jeder vergessene Falleimer wird zur Todesfalle.
MITMACHEN UND HELFEN
Es ist erfreulich, dass in immer mehr Gegenden Freiwillige bereitstehen, um den Kröten zu helfen – 2009 gab es bundesweit bereits 484 Schutzaktionen, bei denen Zigtausend Tiere gerettet werden konnten. Das Tollste: Kinder und Jugendliche können sich beim Naturschutzbund (NABU) melden, um bei der Krötensammlung dabei zu sein. Es gibt keine bessere Methode, um diese faszinierenden Tiere hautnah zu erleben.
Aber es gibt auch eine ganz einfache Methode, Amphibien zu helfen: Achtet auf die Schilder, die auf Krötenwanderungen hinweisen. Bittet euren Vater oder eure Mutter, an diesen Orten langsamer zu fahren, die Fahrbahn genau im Auge zu behalten und auszuweichen, falls das gefahrlos möglich ist. Denn nichts rettet mehr Leben als Rücksicht zwischen Mensch und Tier.
Torsten Dewi