Auf dem Hof der Familie Ligges ist immer etwas los. Hund Hexe stromert auf der Suche nach Streicheleinheiten umher und im Sekundentakt schießen Schwalben aus der Scheune. Die Vögel sind dabei so perfekt organisiert wie ein moderner Flughafen: Anflug ausschließlich durch das große Scheunentor, Abflug nur durch das kleine Fenster direkt darüber. Man will ja nicht mit den Kollegen zusammenstoßen.
VOLLES HAUS AUF DEM HOF
Im Herbst lassen sich die Tiere allerdings seltener blicken, denn der Hof ist mit Besuchern gut gefüllt. Es stapeln sich überall Kürbisse, der typische Geruch liegt in der Luft und vom Brotaufstrich bis zu hübschen Dekorationen mit Kürbissen wird alles verkauft, was mit dem immer beliebter werdenden Feldgemüse zu tun hat. Geladene Köche zeigen vor Ort, was man aus Kürbissen alles Leckeres machen kann. Ganze Schulklassen verbringen hier den Vormittag damit, lustige und gruselige Motive in die Kürbisschalen zu schnitzen. Ute Ligges war überrascht, als sie zum ersten Mal einem Kursleiter, der mit seiner Gruppe einen Betriebsausflug zu ihrem Hof machte, anbot, ebenfalls zum Kürbismesser zu greifen. »Ich dachte, für die Erwachsenen müssten wir ein anderes Programm anbieten, aber die Großen schnitzen so begeistert wie die Kinder!«
TATORT KÜRBISFELD
Wer mit Ute Ligges aufs Kürbisfeld geht, braucht feste Schuhe. Es liegt versteckt hinter einem schmalen Weizenfeld und ist von der Straße aus pflanze ich im nächsten Jahr absichtlich weniger – und es kommt kaum was. Genauso auch umgekehrt. Die schwächste Sorte vom Vorjahr kann dieses Jahr plötzlich super wachsen.« Hinzu kommt, dass Kürbisse nicht mit größeren Maschinen gesetzt, gepflegt oder geerntet werden können. Das ist noch echte Handarbeit. Die Setzlinge werden im warmen Schuppen gezogen und dann einzeln in den Ackerboden gesetzt. Unkraut wird manuell gezupft und gejätet. Zur Ernte müssen alle ran: Freunde und Familie. Manche der Kürbisse sind so groß, dass sie nur zu zweit oder zu dritt auf den Hänger gehievt werden können. Rekordköpfe bringen es auf mehr als 150 Kilo!
DAS TRENDGEMÜSE
Dass der Kürbis so an Beliebtheit gewinnt, freut Ute Ligges nicht nur, weil es ihren Hof belebt. »Bei vielen Menschen hat der Kürbis immer noch den Ruch eines Arme-Leute-Essens: »Das stammt noch aus Kriegszeiten. Mein eigener Schwiegervater sagte am Anfang ganz klar: Ich helfe dir, das anzubauen, mein Lieblingsgemüse ist es aber nicht! Mittlerweile kann auch er, genau wie unsere drei Kinder von den Kürbisgerichten überhaupt nicht genug bekommen!«
Marc SimonKürbisrezepte - Spaghetti Bolognese und Kuchen