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Heilkunde der Hildegard von Bingen

Vor knapp 1000 Jahren hat die Äbtissin bedeutende medizinische Schriften ver.fasst. Ob dieses heilkundige Wissen heute noch Gültigkeit hat, erfahren wir von Dr. Iris Eisenmann-Tappe in der LandIDEE 1/2021.
Sie bezeichnete sich als „indocta“ – Ungebildete. Dennoch war die Äbtissin Hildegard von Bingen (1098–1179) eine der bedeutendsten und gelehrtesten Frauen des Mittelalters. „Sie muss sogar die medizinischen Werke der antiken Ärzte gekannt haben“, erklärt die Heilpraktikerin und Autorin Dr. Iris Eisenmann-Tappe. „Ihre Schlussfolgerungen aus diesen Schriften hat sie mit intensiven Naturbeobachtungen und den Erfahrungen aus dem Alltag der Klosterapotheken kombiniert, die im Mittelalter die Arzneimittel für die einfache Bevölkerung herstellten. Auf dieser Basis konnte sie eine umfassende, praktisch orientierte Gesundheitslehre entwickeln.“
 

Moderne Methodik

Viele Ratschläge der Benediktinerin sind nach einem knappen Jahrtausend immer noch aktuell oder können ohne Weiteres dem heutigen Erkenntnisstand angepasst werden. Das hat die Forschergruppe Klostermedizin herausgefunden, die mit ihrem Leiter Dr. Johannes Mayer in jahrelangem Quellenstudium das mittelalterliche Heilwissen mit moderner Methodik überprüft hat. Auch dem neuen Praxisbuch „Klostermedizin bei Erkrankungen des Verdauungstrakts“ (Haug Verlag, 49,99 Euro), das der Wissenschaftler und unsere Expertin verfasst haben, liegen diese Arbeiten zugrunde.
 
Dr. Iris Eisenmann-Tappe: „Zu den bewährten Rezepturen der Ordensfrau, die heute noch angewendet werden können, gehören beispielsweise die berühmten Nervenkekse – allerdings mit einer wichtigen Einschränkung: Die Menge an Muskatnuss muss auf eine normale Prise reduziert werden. Hildegard von Bingen schätzte das Gewürzpulver als Hilfe bei Gemütsleiden und Stimmungsschwankungen sehr, inzwischen weiß man jedoch, dass übermäßiger Verzehr kritisch sein könnte.“
 
Zu den Lieblingspflanzen der gelehrten Nonne zählte auch der Fenchel, dem sie eine bemerkenswerte Indikationsbreite für Körper, Geist und Seele zuschreibt. Unter anderem sollen die heilkräftigen Samen des aromatischen Doldenblütlers den Menschen fröhlich machen, bei Magen-Darm-Erkrankungen helfen und wirksam bei allen Katarrhen der Atemwege sein – Anwendungen, die aus gegenwärtiger Sicht bestätigt werden können. Anerkannte Arzneipflanzen Ebenfalls anerkannt als Medizinalpflanze ist heute der Salbei, dem Hildegard von Bingen ein langes Kapitel in ihrem Werk „Physica“ widmete. Auch die Wirksamkeit von Andorn, Königskerze, Schwarzem Rettich und vielen anderen Heilkräutern, die die Ordensfrau bei verschiedenen Leiden verordnet hat, ist von der Forschung inzwischen nachgewiesen worden. Einige dieser Rezepturen stellt uns Dr. Iris Eisenmann-Tappe in LandIDEE 1/21 vor.
 

Rezept: SCHMERZSALBE BEI KOPFSCHMERZEN

ZUTATEN:

  • 10 g Salbei
  • 10 g Majoran
  • 10 g Fenchel
  • 33 g Andorn
  • etwas Alkohol (z. B. Wodka)
  • anionische hydrophile Creme SR DAC (erhältlich in der Apotheke) – statt Butter wie im ursprünglichen Rezept von Hildegard von Bingen


ZUBEREITUNG:

1 Die Kräuter einzeln abwiegen, mit wenig Alkohol benetzen und mörsern. Die erhaltene feuchte Masse mit einer Kompresse gut ausdrücken.
2 Diese Flüssigkeit nach und nach im Verhältnis 1 : 2 in die Salbengrundlage einarbeiten. Dabei aufpassen, dass die Salbe die richtige Konsistenz erhält – lieber den Anteil an Flüssigkeit etwas reduzieren. Dunkel und kühl gelagert, ist die Salbe etwa 6 Monate haltbar.
 

ANWENDUNG:

Bei Bedarf mehrmals täglich die Schläfen mit der Salbe einreiben. Wirkt krampflösend und schmerzlindernd.
 

KONTAKT:

Dr. Iris Eisenmann-Tappe
Lehmgrubenweg 19
97199 Ochsenfurt
Tel.: +49 (0) 170/5 35 75 26
E-Mail: [email protected]
 
 
Text: Angelika Krause
LandIDEE Ausgabe 01/21 Jetzt abonnieren!
Fotos: 
Peter Raider
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