Gerd Trenker lacht, wenn man ihn fragt, wie er vor einigen Jahren auf die Idee kam, ausgerechnet Senf selbst herzustellen: »Ich esse halt gern Senf! Und ich hatte immer schon Spaß an ungewöhnlichen Geschäftsideen. Da habe ich mich mal umgeschaut, was es in der Richtung gibt, und es schien mir eine echte Marktlücke zu sein, spezielle Sorten für spezielle Anlässe zu entwickeln.«
DIE EIGENE NISCHE FINDEN
Damit lag Trenker offensichtlich richtig. Zum Weihnachtsfest musste seine Ehefrau täglich Dutzende Päckchen mit sechseckigen Senfgläsern verpacken und beschriften, um den Kundenansturm überhaupt zu bewältigen: »Früher konnten wir noch die Verpackungen unserer Zutaten dafür nehmen, heute müssen wird die Boxen im Großhandel kaufen!« Als echter Familienbetrieb muss man sich etwas einfallen lassen, um Schritt zu halten: »Irgendwann wurde das Abfüllen des Senfs in die Gläser von Hand einfach zu langsam. Wir haben es mit Spritztüten versucht, aber das gab schnell eine Sauerei. Dann sah ich in einem TV-Bericht eine Wurst-Maschine. Das war die Lösung! Damit kann ich unsere Leckereien fix, sauber und hygienisch in die Gläser pressen.«
KREATIVE SORTEN BRAUCHEN AUSGEFALLENE NAMEN
Mittlerweile hat Gerd Trenker über 50 Senfsorten im Angebot, vom Asia-Senf bis zur Weißwurst-Variante. Er ist stolz darauf, dass die meisten seiner Gläschen eigentlich keine Aufkleber brauchen, denn man kann den Geschmack intensiv riechen.
Wie kommt er eigentlich auf so seltsame Kreationen wie den pechschwarzen »Bikers Kettenfett Senf«? Trenker: »Es muss eine Zielgruppe geben oder einen guten Anlass. Jeder Senf braucht eine Geschichte und einen Namen, der sich dem Kunden einprägt. »Biker-Senf« ist allemal besser als »Schwarzer Senf«, und »Little Devil« besser als »Scharfer Senf«. Das »Kettenfett« bestellen tatsächlich gern Motorrad-Clubs aus ganz Deutschland für ihre Grillpartys. Es schmeckt nicht nur toll, sondern ist auch für einen Lacher gut.«
Gibt es auch Sorten, die nicht gut laufen? Gerd Trenker überlegt und gibt zu: »Der Wodka-Energy-Senf war so eine spontane Idee, die nicht wirklich funktioniert hat. Aber das gehört auch zum Geschäft.« Wichtig bei allen Experimenten: »Zutaten variieren, Neues ausprobieren. Rezepte sind dazu da, dass man sich nicht an sie hält. Die besten Ideen verdankt man immer der eigenen Zunge!«
DIE ZUKUNFT: SENF & MEHR
Immer nur Senf herstellen ist Gerd Trenker auf Dauer allerdings zu wenig. Er hat bereits eine ganze Menge neuer Ideen. So bietet er jetzt auch ausgesuchte Feinschmecker-Brotaufstriche an, z. B. „Weiße Schokocreme mit Batida de Coco und Whisky“ und „Kartoffelmarmelade“. Leckere Düfte, süße wie saure, dürften damit noch lange durch das Haus Trenker ziehen.
Wer nun auf den Geschmack gekommen ist, kann sich auf Gerd Trenkers Webseite
www.der-kleine-senfladen.de informieren oder auch über LandIdee das Grundset bestellen, mit dem man für nur 10 Euro selbst in die Senf-Produktion einsteigen kann. Viel Spaß!
Torsten Dewi
FEIGENSENF
Zutaten für ca. 500 ml
- 125 g Trockenfeigen
- 125 g Gelierzucker 1:1
- 50 ml weißer Balsamico-Essig
- 125 g Senfsaat gelb
- 40 g brauner Zucker
- eine Prise Salz
Zubereitung:
Feigen klein schneiden und zusammen mit 125 ml Wasser aufkochen. Alles klein mixen, eventuell noch mit etwas Wasser auffüllen und mit dem Gelierzucker aufkochen. Die Feigenzubereitung zusammen mit dem Balsamico-Essig erwärmen, bis sie flüssig ist. Das Senfmehl zusammen mit dem Zucker und dem Salz fein mahlen und mit etwas Wasser (ca. 50 ml) vorquellen lassen. Das angequollene Senfmehl in die noch warme Feigenzubereitung geben und alles gut vermischen. Bei Bedarf noch etwas Wasser oder Essig beigeben.