BEWUSSTE ERNÄHRUNG Essen gegen Entzündungen Mit einem starken Immunsystem ist der Körper gegen Entzündungen jeder Art gewappnet. Der erfahrene Internist Dr. med. Peter Niemann weiß, wie man mit den richtigen Essgewohnheiten die Abwehr stärkt. Ob vorübergehende Infektion oder chronische Krankheit – ist unser Körper aus dem Gleichgewicht gebracht, ist er auch anfälliger für Entzündungen. Essenziell für die Heilung und Vorbeugung ist ein oft unterschätztes Organ: der Darm. Ein großer Teil des Im- munsystems ist im Darm angesiedelt und ähnlich wie die Haut versucht er, unseren Körper vor den diversen Keimen in unserer Nahrung zu schützen. Siedeln sich zu viele „schlechte“ Darmbakterien an, regen diese die Produktion kurzkettiger Fettsäuren an, was wiederum Entzündungen verursacht. VERSTECKTER ZUCKER Welche Lebensmittel sollte man meiden, um eine möglichst gesunde Darmflora zu schaffen? „Eine antientzündliche Er- nährung lässt sich am treffendsten als Pesco-Vegetarismus bezeichnen“, erklärt Dr. Niemann, „denn das Augenmerk liegt dabei vor allem auf pflanzlichen Produkten und Fisch.“ Auf Fleisch, Milchprodukte und Eier müsse man im Alltag nicht ganz verzichten, sollte sie aber nur in Maßen genießen, da sie in vielen Fällen Entzün- dungsprozesse auslösen können. Ebenfalls zurückhalten sollte man sich bei übermäßig Süßem. „Zucker ist in größeren Mengen der Gesundheit abträglich und entzündungsfördernd“, so Niemann. „Die Menschheit kennt zwar in ihrer langen Evolutionsgeschichte diesen süßen Stoff, aber es gab ihn nur in kleinen Mengen. Außerdem wurde er in seiner natürlichen Form eingenommen, also in reifen Früch- ten und Honig.“ Nicht nur in Süßigkei- ten, Kuchen und Desserts, sondern auch in gekauften Soßen und Fertigprodukten versteckt sich oft viel raffinierter Zucker. NUR DIE RICHTIGEN FETTE Neben der richtigen Auswahl der Lebens- mittel ist ihr Anbau entscheidend, weil Pflanzenschutzmittel und Kunstdünger unserem Körper schaden können. Auch der Nährstoffgehalt ist bei Produkten aus biologischem Anbau höher. Nachdem Fette lange verschrien waren, weiß man heute, dass es auf die richtige Art ankommt. Meist essen wir zu viele Ome- ga-6-Fettsäuren, was entzündungsfördernd wirkt. Entzündungshemmend hingegen sind Omega-3-Fettsäuren, vor allem aus Fisch, Nüssen und bestimmten Speiseölen. „Beide Fettsäuren sind also gewissermaßen Gegenspieler“, sagt Niemann. „Deshalb spricht man davon, dass das Omega-6- zu Omega-3-Verhältnis günstig sein sollte, also mehr Omega-3-Fette aufgenommen werden sollen: Ideal ist 1:4 oder mehr.“ Zudem sind einige wichtige Vitamine und Antioxidantien fettlöslich, sie finden sich etwa in Mandeln, Walnüssen und Pista- zien oder in Lachs, Makrele und Hering in größeren Mengen. Antioxidantien und andere Entzündungs- hemmer stecken zudem in Kräutern und Gewürzen sowie in Kaffee- und Kakao- bohnen. Auch schwarzer und grüner Tee sind gesund – natürlich ohne Zucker. Ho- nig hingegen enthält viele Nährstoffe und wirkt entzündungshemmend, deshalb ist er in Maßen gesund und erlaubt. Die Rezepte auf den nächsten Seiten zei- gen, wie eine anti-entzündliche Ernäh- rung aussehen kann, die noch dazu prima Jana Eggert ● schmeckt. BUCHTIPP In seinem Buch erklärt Dr. Peter Niemann, wie Nahrung als Therapie wirken kann. Ernäh- rungswissen- schaftlerin Bettina Snowdon hat dies in über 100 Rezepten köstlich verpackt. „Die Anti-Entzündungs-Strategie - Das Kochbuch“, Thieme, 19,99 Euro 111